Cover image for Susanne Schröter

10. Februar 2024

Susanne Schröter

Ein anderes Porträt

Susanne Schröter ist ein Medienliebling. Kaum vergeht eine Woche, in der die Frankfurter Professorin nicht in eine Talkshow eingeladen wird, einen Gastkommentar in der FAZ oder Welt schreibt oder im Radio gefeatured wird.

Sie ist eine Frau der Politik und spricht auf Veranstaltungen bei SPD, CDU oder der FDP. Sie ist das Lieb­lingskind und Aushängeschild des Universitätspräsi­diums und eine echte Staatsfrau, ihre Veranstaltungen genießen regelmäßig hochrangige Schirmherrschaften verschiedener Ministerien. Durch die Bank weg wird Susanne Schröter als kritische, aber wissenschaftlich fundierte Forscherin und Expertin dargestellt, die auch mal unbequeme Wahrheiten ausspricht. Stimmt das?

Unsere Auseinandersetzung mit ihr zeigt ein anderes Bild: Susanne Schröter ist eine hochgradig ideologisch motivierte, staatlich subventionierte Stimmungsmacherin, deren wissenschaftlich verkleideten Positionen sich in den bürgerlich-rechten Mainstream einreihen und mitnichten kritisch sind. Außerdem vertritt sie eine zutiefst antidemokratische Haltung gegenüber studentischen Protesten und stilisiert sich zum Opfer von Zensur, um linke Stimmen mundtot zu machen, den Diskurs zu vereinnahmen und nach rechts zu ver­schieben.

Schröter fördert antimuslimischen Rassismus

Diese Förderung findet zum einen indirekt durch die Einladung antimuslimischer RednerInnen, Publi­zistInnen usw. statt und zum anderen direkt durch Publikationen von Schröter selbst. Die Figuren, die Schröter im Rahmen von Konferenzen und Veranstaltungsreihen an die Uni bringt, sind meistens keine WissenschaftlerInnen und sehr umstritten; wogegen IslamwissenschaftlerInnen und Angehörige z.B. des Frankfurter Instituts für Studien zur Kultur und Religion des Islams anscheinend nicht von Interesse für die Ethnologieprofessorin sind.

Zu den Eingeladenen zählt Alice Schwarzer, die am Rande der »Kopftuchkonferenz« 2019 eine junge muslimische Frau anfasste und dies spöttisch rechtfertigte: »Ich dachte nur Männer dürfen Sie nicht anfassen«. Auch die Grundschulrektorin Ingrid König, die für Schwarzers Magazin EMMA schreibt, war auf der Konferenz zu Gast. Sie führt den »Kollaps der Schulen« auf den zunehmenden Einfluss des Islams in Grundschulen zurück.

Ein weiterer Dauergast von Schröter ist Hamed Abdel-Samad, der für seine rassistischen und verschwörungsideologischen Positionen bekannt ist. So behauptet er in der von Schröter organisierten Veranstaltung Aus Liebe zu Deutschland, Islam führe zwingenderweise zu Islamismus, so wie Alkoholkonsum zu Alkoholismus führe.

Er bezeichnet das Tragen von Kopftüchern als »Kniefall vor dem Patriarchat« und behauptet, es gäbe eine Allianz von linken ASten mit »Islamisten« an deutschen Universitäten. In Bezug auf Deutschland spricht Abdel-Samad von einem »Schuldkult«, der sich unter anderem in der Aufarbeitung von kolonialem und rassistischem Unrecht zeige, er geht sogar so weit der NS-Diktatur insofern eine läuternde Wirkung zu zu­sprechen, als dass durch sie Deutschland demokratiefähig geworden sei.

Mit viel Engagement hatte Schröter sich auch für die Einladung des rechtskonservativen Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt für einen Vortrag im Hörsaalzentrum eingesetzt. Dieser behauptete zum Beispiel, dass durch die Flüchtlingskrise 2015 ein »kompletter staatlicher Kontrollverlust« drohe. Erst nach dem Protest von über 60 WissenschaftlerInnen wurde die Veranstaltung abgesagt, das Präsidium stellte sich aber weiterhin hinter Schröter und Wendt.

Von IslamwissenschaftlerInnen wurden dem Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber, mit dem Schröter 2017 die Veranstaltung Was in deutschen Moscheen gepredigt wird abhielt, schwere Recherchefehler in sei­nem Format Der Moscheereport nachgewiesen. Sein Ro­man Die Kandidatin entwirft das dystopische Bild eines Zukunftsdeutschlands, in dem eine muslimische und schwarze Kanzlerkandidatin die schleichende Islami­sierung des Landes vorantreibt, die weiße Mehrheits­bevölkerung zunehmend verdrängt und marginalisiert wird. Eine ostdeutsche Polizistin, die ein Attentat auf die Kanzlerkandidatin verübt, wird zur Heldin gegen die »Übernahme des Landes« stilisiert. NSU 2.0 und Stephan Ernst lassen grüßen. Das Buch strotzt nur so von antifeministischen, homophoben und rassisti­schen Narrativen und hat wenig überraschend vor al­lem Applaus von der AfD, dem rechten Wochenblatt Die Freiheit und anderen offen faschistischen Portalen erhalten – kein Grund für Schröter von einer Zusam­menarbeit mit Schreiber abzusehen. Auf die Idee Is­lamwissenschaftlerInnen oder gar Moscheeangehörige zum Thema Was in deutschen Moscheen gepredigt wird zu befragen, kam Schröter natürlich nicht.

Eine weitere problematische Personalie ist Necla Ke­lek, welche ebenfalls Gast auf der Kopftuchkonferenz war. Ihr wurde bereits 2006 in einem offenen Brief von 60 MigrationsforscherInnen nachgewiesen, dass sie unwissenschaftlich arbeite und Vorurteile und ein verzerrtes Bild des Islam u. a. in reißerischen Berich­ten wie Die fremde Braut verbreite. In dem offenen Brief wurde ebenfalls festgestellt, dass: »Politik mithilfe der Medien zur Verbreitung solch unseriöser Literatur bei­trägt, um eigene integrationspolitische Fehler im Um­gang mit dem Thema Zuwanderung zu verschleiern – diese Entwicklung beobachten wir mit Besorgnis.« Hier können wir nur hinzufügen, dass es auch die Uni­versität ist, die mittlerweile diese Entwicklung mit­trägt.

Schröter bekommt Applaus von Rechtsextremen

Dass sich Schröter nicht zu schade ist, in ihrem Kampf gegen den Islam mit offen rechten Kräften zusammen­zuarbeiten, zeigt ein Bild, auf dem sie unter anderem mit Rebecca Sommer posiert. Rebecca Sommer ist eine freie Journalistin und AfD-nahe Querdenkerin. Sie war Teil der Gruppe von Querdenkern, die am 18.11.2021 von der AfD in den Bundestag geschleust wurde. Das Bild entstand im Rahmen einer Pressekonferenz von Terre des Femmes mit dem Titel Den Kopf frei haben, mit der sie ein gesetzliches Verbot für das Tragen von Kopftüchern für Mädchen unter 18 Jahren fordern.

Auf öffentlichen Channel von AfD und dem rechts­radikalen Portal Politically Incorrect wird Schröter hoch­gelobt. So waren Abgeordnete der AfD Wiesbaden auf der »Kopftuchkonferenz« und verfassten danach eine Lobrede auf die »Expertise« der »Islamkennerin« Schröter. Der Faschist Michael Stürzenberger, Grün­der von Pegida Bayern, zitiert auf seinen Kundgebun­gen regelmäßig aus Büchern von ihr. Natürlich kann Schröter nur sehr begrenzt beeinflussen, wer sich posi­tiv auf sie bezieht. Doch es gibt eine inhaltliche Nähe zwischen dem AfD-Spektrum und ihrer »Islamfor­schung«, die sie zu einer zentralen wissenschaftlichen Referenzfigur bis hinein ins faschistische Spektrum macht.

Schröter verbreitet Fake News

In einem Podcast des WDR vom 3.9.2020 zum The­ma »Cancel Culture« hatte Schröter die Möglichkeit, sich als Betroffene zu äußern. Tatsächlich fühlt sich Schröter als Opfer einer Cancel-Attacke durch die Studis gegen rechte Hetze, da es im Rahmen ihrer soge­nannten Kopftuchkonferenz im Mai 2019 zu Protes­ten von muslimischen Studierenden kam. Zu diesem Zeitpunkt waren die Studis gegen Rechte Hetze aber noch nicht einmal gegründet. Weiter gab Schröter preis, ihre eigenen StudentInnen dazu aufgefordert zu haben, mehr über unsere Gruppe herauszufinden, um schluss­endlich verkünden zu können: »In dieser Gruppe (...) gibt es gar keine Studenten, das sind alles Aktivisten!« Um unseren studentischen Aktivismus zu diskredi­tieren, fällt Schröter also nichts Besseres ein als Fake News zu verbreiten.

Schröter fehlt die Fachkompetenz, um sich Islamwissenschaftlerin zu nennen

Im Interview-Format Schröder trifft (Folge #41, zu finden auf YouTube) des Wiesbadener Kuriers von 2020, schoss Schröter erneut den Vogel ab:

Interviewer: »Muss man eigentlich, wenn man sich mit dem Islam beschäftigt, Arabisch sprechen können?«

Schröter: »Ach was, die meisten Muslime können kein Arabisch.«

Interviewer: »Wie ist es bei Ihnen?«

Schröter: »Ich kann auch kein Arabisch. Ich kann Gu­ten Tach sagen, aber mehr nicht.« [Interviewer und Schröter lachen]

So so, um den Islam zu erforschen, muss man also nicht mal die Sprache des Korans verstehen. Interes­sant, dass sie in einem anderen Interview in der Frank­furter Neuen Presse diese Fähigkeit aber von gläubigen Muslimen einfordert: »Viele Gläubige verstehen den Koran selbst nicht, weil sie nur einzelne Textstellen auf Arabisch auswendig gelernt haben, aber kein Arabisch verstehen. Nur wenn man die unterschiedlichen Verse im Koran kennt und selbst gelesen hat, kann man eine qualifizierte Meinung vertreten und islamistische von aufgeklärten Interpretationen unterscheiden.« Wir lassen das mal für sich selbst sprechen.

Schröter bricht die Zivilklausel der Universität

An der Goethe-Universität gilt die Zivilklausel. Das be­deutet, dass die Universität sich verpflichtet hat, For­schung nicht zu militärischen Zwecken zu betreiben. Diese Klausel wird in der Praxis immer wieder gebro­chen, u. a. in massiver Form mit der von Schröter mitin­itiierten Konferenz Das Afghanistan-Desaster. Lehren für die Zukunft, auf welcher unverhohlen der akademische Raum missbraucht wurde, um zukünftige Auslandsein­sätze der Bundeswehr effektiver gestalten zu können. Dort trat auch der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr Markus Laubenthal auf – ein eindeu­tiger Verstoß gegen die Zivilklausel. Die Konferenz fand unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Lucia Puttrich statt. Hieran sieht man, wie eng die ver­meintlich unabhängige Forschung des Forschungsin­stituts mit politischen Interessen des Staats vermengt ist. Die Afghanistan-Konferenz war nicht der erste Fall, in dem sich das Frankfurter Forschungszent­rum Globaler Islam über die Zivilklausel hinweggesetzt hat. So führte Schröter bereits 2017 die Veranstaltung Problemfall Bundeswehr? Soldatische Realitäten zwischen Auslandseinsatz, Tradition und Innerer Führung mit dem Major und Mitarbeiter der Bundesakademie für Si­cherheit Philipp Fritz durch. 2018 folgte dann eine Veran­staltung mit dem Oberstleutnant Karl-Rüdiger Till­mann zum Afghanistan-Einsatz.

Susanne Schröter ist kein Opfer von Cancel Culture

Und dennoch wähnt Schröter sich als Opfer einer so­genannten »Cancel Culture«, die angeblich von linken Studierenden und Aktivisten ausgehe. So ist sie so­gar Mitinitiatorin des 2020 gegründeten Netzwerk für Wissenschaftsfreiheit, zusammen u. a. mit dem Berliner Professor Jörg Baberowski, der wiederholt für seine geschichtsrevisionistischen Thesen und seine ideolo­gische Nähe zum rechten Parteienspektrum kritisiert wurde. Ähnlich wie Schröter ist auch Baberowski Dau­ergast und -autor in Feuilletons und Talkshows.

Es ist kein Zufall, dass sich Schröter & Co. dem rech­ten Narrativ einer »Cancel Culture« von links bedie­nen, um sich selbst noch schriller im Rampenlicht zu inszenieren. Dieses Opfernarrativ von Personen, die umfassende Möglichkeiten zur Beeinflussung der öf­fentlichen Meinung haben, steht in schreiendem Wi­derspruch zu den Möglichkeiten von kritischen Stu­dierenden, ihre Interessen und Positionen vertreten zu können.

Das Uni-Präsidium schützt Schröter und tritt die Meinungsfreiheit mit Füßen

So wurden die Protestierenden gegen die »Kopftuch­konferenz« sowie kritische Stimmen gegen die Arbeit des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam mit einer aggressiven Front aus Uni-Präsidium, pri­vaten Stiftungen (wie der Amadeu-Antonio-Stiftung) und Zeitungen (von der Zeit bis zur taz) als »Islamis­ten« und »Identitäre« verleumdet und ins Abseits ge­stellt. Eine Protestaktion mit Schildern wurde in den Medien als Angriff gegen die Meinungsfreiheit darge­stellt, obwohl es gerade die Universität und Schröter waren, die diesen Protest verbieten und damit das De­monstrationsrecht mit Füßen treten wollten. Die Uni­versitätsleitung stellte sich in der Vergangenheit nicht nur wiederholt demonstrativ hinter Schröter, auf ihrer Website werben sie auch regelmäßig für ihre Publika­tionen. In der »Buchempfehlung« zu Weihnachten 2022 warb die Universität für das neueste Buch von Schröter Global gescheitert?, das als Spiegel-Bestseller diese Werbung nicht nötig hatte.

»Schröter raus!« ist hingegen die einzig sinn­volle Empfehlung, die wir als Studis gegen rechte Hetze geben können.