5. November 2024
Forschung oder Hetze?
Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam
Der Kreuzzug des Islam, Identitätslinke Läuterungsagenda, Wie »Terroristen« lernen, Muslimisch, männlich, desintegriert – all das sind nicht etwa Stichpunkte einer Rede von der AfD-Vizevorsitzenden Beatrix von Storch, sondern Vortragstitel einer Veranstaltungsreihe eines Forschungszentrums an der Goethe Uni. Das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) wurde von Susanne Schröter im Rahmen des Exzellenzclusters Die Herausbildung normativer Ordnungen gegründet und soll erforschen, welche Dynamiken sich in Deutschland aufgrund der »zunehmenden Islamisierung der muslimischen Diaspora« entwickeln. Dementsprechend lautete der erste Themenschwerpunkt Schröters auch Deutschland als Einwanderungsgesellschaft. Als staatlich gefördertes Forschungszentrum kooperiert das FGI sowohl mit Ministerien und Schulen als auch mit der Polizei.
Inoffizielle Schwerpunkte des Forschungszentrums sind der »politische Islam« sowie »muslimischer Antisemitismus«. Dies zeigt sich sowohl in Veröffentlichungen als auch in Veranstaltungen. Als politischer Islam wird der Versuch verstanden, den Staat und die Gesellschaft in eine »islamische normative Ordnung« umzuwandeln, die Demokratie abzubauen und individuelle Freiheitsrechte einzuschränken. Zudem sei der legalistische, friedliche politische Islam untrennbar von seinem gewalttätigen Flügel. Dass das FFGI damit einem rechten Kampfbegriff einen wissenschaftlich scheinenden Anstrich gibt, ist kein Zufall. Vertreter des politischen Islams würden in Deutschland damit auffallen, Sonderrechte für sich zu fordern, die für die restlichen deutschen Bürger nicht gelten sollten. Jeder, der diese Sonderrechte ablehne, würde pauschal als islamophob oder als antimuslimischer Rassist bezeichnet, wodurch »Cancel Culture« betrieben und die Meinungsfreiheit eingeschränkt würde. Generell würden die Begriffe Islamophobie und antimuslimischer Rassismus nur verwendet, wenn die »Durchsetzung islamischer Normen auf Widerstand stoße oder islamistische Strukturen enttarnt würden«. Dass sich Muslime in Deutschland jeden Tag struktureller Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt sehen, ist laut dem FFGI also lediglich eine Strategie, um besorgte Islam-Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Diese Thesen sind nicht neu, tatsächlich entsprechen sie in weiten Teilen der Position der AfD zum Islam: auch die AfD warnt davor, dass Demokratie und Islam nicht vereinbar seien, und vor »islamischen Parallelgesellschaften«, welche die deutsche Justiz durch »Scharia-Recht« ersetzen wollten. »Islamkritik« müsse weiter erlaubt sein und der »Cancel Culture« müsse Einhalt geboten werden.
Auch bei dem zweiten inhaltlichen Schwerpunkt des Forschungszentrums werden große Geschütze aufgefahren: das FFGI attestiert vielen »Organisationen des politischen Islams« die explizite Vernichtung Israels als oberstes Ziel. In der Veröffentlichung des FGIs zur BDS-Bewegung erklären Schröter & Co., es sei nach dem zweiten Weltkrieg schwer gewesen, sich antisemitisch zu äußern, weshalb die Kritik an Israel diese Rolle als »Ersatzkommunikation« übernommen habe: »Antizionismus ist die ›geopolitische Reduktion‹ des Antisemitismus.« Der Antisemitismus auf arabisch-palästinensischer Seite sei »eine der zentralen Ursachen dieses Konfliktes [im nahen Osten.]« Das Recht auf Rückkehr palästinensischer Geflüchteter ist laut dem FFGI keine legitime Forderung gewaltsam vertriebener Menschen, sondern ein »bevölkerungspolitisches Mittel im Kampf gegen Israel als jüdischen Staat« – denn durch die Rückkehr in ihre Heimat würden die Palästinenser die Mehrheitsverhältnisse in Israel zu ihren Gunsten verändern, der »Anspruch des Zionismus, eine sichere Heimstätte für die Juden zu wahren, könnte nicht mehr eingehalten werden«.
Das FFGI verbreitet unter dem Deckmantel der Wissenschaft krude, unwissenschaftliche Positionen, die geeignet sind, den Islam in Deutschland als bedrohlich, antidemokratisch, antisemitisch und als eine politische Agenda zu zeichnen, die Deutschland Scharia-Gesetzen unterwerfen und mit Muezzin Rufen beschallen sowie durch Horden von radikalen, desintegrierten Männern überfüllen will. Die vom FGI gezeichneten Bilder werden von rechten Kräften in Deutschland nur zu gerne angenommen, gut sichtbar an der Verteidigung Frau Schröters durch die AfD im Rahmen der Debatte um die sogenannte Kopftuchkonferenz im hessischen Landtag am 31.10.2019.
Dass ein staatlich unterstütztes Forschungszentrum an der Goethe Uni den Nährboden für rechtes Gedankengut kultiviert und antimuslimischen Positionen einen pseudo-wissenschaftlichen Anstrich gibt, ist ein Skandal und zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir Studis uns organisieren und Widerstand leisten!